4. Mitteldeutsches Handglockentreffen
Die ultimative Formel des diesjährigen und bereits zum vierten Mal stattgefundenen Mitteldeutschen Handglockentreffens in Gera lautet:
210 + 195 + 39 + 48 + 5 + 2 + 7 + 1 + 1 = 4
210 Glocken
+ 195 Chimes
+ 39 Cymbels
+ 48 Glockenspieler*innen
+ 5 Chorleiter*innen
+ 2 Dirigenten
+ 7 Bläser*innen
+ 1 Pauker
+ 1 Hund
= 4. Mitteldeutsches Handglockentreffen
Das hört sich so noch recht trocken an, aber das trifft auf unser gemeinsam verbrachtes Wochenende vom 13. -15. April absolut nicht zu:
Mit einem Transporter voller Equipment und zwei Minibussen voller gut gelaunter Glockenspieler*innen machten wir uns am berüchtigten Freitag dem 13. bei herrlichem Sonnenschein auf, mit Ziel Johanniskirche in Gera. Leider mussten 2 Mitspielerinnen zu Hause ihre akute Coronaerkrankung auskurieren und wir konnten nur noch von Ferne gute Besserung wünschen. Nach einem kurzen Hallo mit altbekannten Freund*innen aus den Geraern und Aschaffenburger Handglockenchören ging es ans Auspacken und Aufstellen des Instrumentariums. Zwischenzeitlich trudelte der Neuzugang unter den Deutschen Handglockenchören aus Anhalt ein. Somit vollzählig versammelt ging es nach kurzer offizieller Begrüßung und Stärkung auch unverzüglich an die erste gemeinsame Probe der mehrchörigen Stücke.
Mit großer Neugier und Interesse erwarteten wir die Ankunft des ungarischen Ensembles Szironta, die kurzfristig am Treffen teilnehmen wollten und sich spontan entschlossen hatten, die weite Reise anzutreten. Nach ihrer Ankunft hatten sie auch tatsächlich noch die Energie, ihr vorbereitetes Stück, einen ungarischen Csárdás mal eben durchzuspielen. Wir hörten alle fasziniert zu und waren einfach begeistert, sie bei uns zu haben.
Auch für ein freies Bimmeln blieb an diesem Abend noch Zeit und so fanden sich kurzerhand ganz kunterbunt verschiedene Mitspieler*innen zu meist unbekannten Stücken auf nicht vertrauten Plätzen zusammen und hatten viel Spaß beim gemeinsamen Musizieren.
Nach einem ausgiebigen und sehr leckeren Frühstück in unserer Unterkunft ging es am Samstag straff im Probenplan weiter. Für den sonntäglichen Gottesdienst standen einige Choralbegleitungen mit Orgel an, sowie weitere Arrangements für alle Chöre teils auch mit Orgelbegleitung. Matthias Eichhorn und Martin Hesse schafften es mit viel Geduld, die vielen Glockenspieler*innen und Begleitinstrumente immer wieder gut zusammen zu bringen, denn der Gleichklang in der Kirche ist, wenn man so weit auseinandersteht, nicht immer leicht zu erreichen. Unter warmen Sonnenschein ging es in den Pausen entweder nach draußen oder zu erholsamen Spielen in den Pausenraum. Den freien Nachmittag nutzte das Quartett, um nach langer krankheitsbedingter Probenpause mal wieder ein paar Stücke zusammen aufzufrischen. Andere nutzten diese Zeit zum Chillen und Stadtbummeln.
Für das Abschlusskonzert hatte jeder Glockenchor auch eigene Stücke aus seinem aktuellen Repertoire im Gepäck, die ebenfalls in Ruhe geprobt und in Erinnerung gerufen werden wollten, bevor am fortgeschrittenen Abend wieder das „free ringing“ besonders bei unseren ungarischen Freunden große Begeisterung an den Bassglocken auslöste.
Nach einer wieder recht kurzen Nacht, aber super Sonntagsfrühstück fanden wir uns pünktlich um 9 Uhr zur Vorbereitung des Gottesdienstes ein. Bei spärlich besetzter Kirche aber vollem musikalischen Programm feierten wir den Sonntagmorgen. Nachdem unsere Gastmusiker, die Ronneburger Turmbläser und Schlagzeuger Alexander Bätzel eingetrudelt waren, wurde es Zeit für die Generalprobe der gemeinsamen Stücke. Es ist eine Herausforderung mit so klanggewaltigen Instrumenten zusammenzuspielen, aber wir wurden sicher durch das Klangmeer hindurchdirigiert und konnten noch etwas Sonne vor dem Konzertbeginn genießen. Beim gemeinsamen Fototermin überreichte Márton von Szironta ein süßes und hochprozentiges Geschenk an Matthias Eichhorn, zum Dank für die Einladung nach Gera. Wir hatten ebenfalls zu danken, denn sie waren eine Bereicherung für uns alle. Vor einem interessierten Publikum präsentierten wir anschließend unser abwechslungsreiches und anspruchsvolles Konzertprogramm. Sogar der erst im Herbst gegründete Handglockenchor Anhalt konnte ein eigenes Stück aufführen und wir waren begeistert, was in so kurzer Zeit möglich ist! Alle Stücke liefen wirklich hervorragend und bei einigen waren wir emotional sehr ergriffen. Wie schon zuvor in unserer Runde, begeisterte der Csárdás auch unser Publikum und es spendete einen dicken Extra-Applaus für Szironta. Während der Halbzeitpause war der Andrang vor den Glockentischen groß, wie wir es auch von unseren Konzerten kennen. Viele wollten selbst einmal ausprobieren, eine Glocke zu schwingen, oder etwas erklärt bekommen. Vielleicht finden sich auf diese Weise ein paar neue Interessierte für die neue Gruppe des Geraer Glockenchors – wir drücken fest die Daumen! Am Ende des Konzertes wurden wir mit standing ovation und langanhaltendem Applaus für ein sehr gelungenes Konzert belohnt.
Und dann kam wie immer der schwere Teil: Vollgepumpt mit Adrenalin, aber auch schon etwas müde und erledigt, alles auflösen und verstauen, sich wieder trennen von lieben Menschen, mit denen man gute Unterhaltungen, viel Spaß und ein tolles gemeinsames Konzerterlebnis hatte, verabschieden und (lange) heimfahren. Und deshalb freuen wir uns schon jetzt auf ein nächstes, dann 5. Mitteldeutsches Handglockentreffen, mit alten, neueren und vielleicht auch wieder ganz neuen Freunden.
Wir danken Martin Hesse und den Glockenspieler*innen aus Gera ganz herzlich für ihre ganze Organisation und Verpflegung vor Ort. Lieben Dank auch an Matthias Eichhorn für die Auswahl und das Arrangement der Musikstücke. Großen Dank an Márton Germán und sein Ensemble Szironta für ihren Mut, ihre Energie und Freude, ihre traditionelle ungarische Musik mit Handglocken mit uns zu teilen. Durch die finanzielle Unterstützung der Thüringer Kulturstiftung sind wir sehr dankbar, dass dieses überregionale Event stattfinden konnte. Und last but not least Danke an sämtliche Mitspielende: es war sicherlich ein anstrengendes aber auch ein sehr gelungenes und tolles Wochenende mit euch allen!
Fotos: Chris Albrecht, Kerstin Düring, Anja Liese, Annika Liese, Harald Liese, Johanna Schenk, Kira Schlenz, Szironta