Der Handglockenchor auf 5. Konzertreise durch Ohio vom 9. - 22. Juli 2019
Am 9.7.2019 starteten wir mit 2 VW-Bussen noch vor dem Aufstehen Richtung Flughafen Frankfurt. Da um diese Zeit noch kaum Verkehr auf den Autobahnen war, kamen wir pünktlich am Terminal an. Dank unserer zwei Helfer, Barbara und Klaus, fanden dann unsere fahrbaren Untersätze auch wieder ihren Weg zurück nach Gotha, während wir eincheckten und auf unseren Flug warteten; die unverzichtbaren Spiele Wizard und Codenames zur Überbrückung von Wartezeiten im Handgepäck. Im vollbesetzten Flieger nach Charlotte (North Carolina) verbrachten wir die nächsten Stunden vorwiegend mit Filmeschauen, Essen und Schlafen. Der Umstieg in den Flieger nach Dayton klappte ohne Verzögerung und endlich am Ziel, wurden wir schon von Cindy und Larry begrüßt. Schnell ging es in den klimatisierten Bussen ins ebenfalls schön kühle Außengemeindezentrum von Epiphany, wo wir mit einem leckeren selbstgemachten Buffett der Gemeindemitglieder versorgt wurden. Schon trudelten unsere Gastfamilien ein und wir lernten uns gegenseitig kennen und fuhren gemeinsam zu unseren Unterkünften. Für diejenigen unter uns, die zum ersten Mal an einer Ohiotour teilnahmen, jagte ein neuer Eindruck den nächsten, vom Klima über die Umwelt bis zu den Gastfamilienheimen. Wir fielen völlig erschöpft in die Betten aber freuten uns auf die kommenden Tage.
1.Tag Dayton – Centerville und Kettering:
Nachdem uns der Gemeindekirchenrat von Epiphany kennengelernt hatte, zeigte uns Larry das zentrale Hauptgelände seiner Gemeinde mit Kirchengebäude und Memorial garden and chapel. Wir waren begeistert, von der ganz anderen Art Kirche und Kirchgemeinde, wie wir sie aus unserer Heimat nicht kennen. Trotz Hitze und vollgeschlagener Bäuche brauchten einige noch etwas Bewegung beim Frisbee bevor wir uns Richtung Kettering, unserem ersten Auftrittsort, auf den Weg machten. Wie schon in den Jahren zuvor, hatte Larry ein tolles und reichhaltiges Tourprogramm bei befreundeten und interessierten Kirchgemeinden zusammengestellt.
In Kettering angekommen nahmen wir die uns zur Verfügung gestellten Glocken, Chimes, Tische und Polster in Empfang und waren erstaunt über den einwandfreien glänzenden Zustand der Glockenkörper und bekamen prompt ein schlechtes Gewissen, unsere Glocken nicht nach jeder Nutzung zu Putzen. Nach Anspielprobe und Abendessen gab es noch eine kurze rhythmische Einlage von Justus, Sascha, Skadi und Annika.
Unser erstes Konzert vor vollen Kirchenbänken lief noch etwas holprig, aber wir bekamen ganz viel Applaus und positives Feedback. Nach dem Konzert ging es zurück zu unseren Gastfamilien nach Dayton.
2.Tag Cincinnati:
Beim Treffpunkt auf dem Parkplatz von Epiphany ging es an das erste Mal Buspacken (gefolgt von unzähligen weiteren!). Wir verteilten Menschen, Glocken und ganz viel Gepäck auf unsere zwei Mietbusse „gold and silver“ und starteten auf den Freeway Richtung Cincinnati mit viel Motivation und guter Laune. Am Ziel angekommen, konnten wir die Zeit vor dem Konzert nutzen, um entlang der Ohio Riverside zu bummeln, einen kurzen Rundgang durch die Stadt zu unternehmen und beim Skyline Chili einzukehren. Nach unserem Konzert wurden wir in unseren neuen Gastfamilien wieder liebevoll versorgt.
3.Tag Westerville:
Auf dem Weg zu unserem nächsten Konzertort, machten wir einen Boxenstopp in der Tanger Outlet Mall. Neben Shopping stand auch eine Runde Minigolf und wie immer Essen auf dem Plan. Anschließend haben wir in der St. Paul Lutheran Church in Westerville, einer kleinen weißen Holzkirche im Siedlerstil, unser Equipment aufgebaut und ein erfolgreiches Konzert gespielt. Der dortige Organist war ein absoluter Deutschlandfan. Wieder einmal wurden wir von dortigen gastfreundlichen Familien in ihrem Zuhause willkommen geheißen.
4.Tag Yoder´s Amish Home:
Unseren ersten konzertfreien Tag verbrachten wir mit einer langen Fahrt nach Millersburg zu Yoder´s Amish Home, um uns dort die Lebensweise und Kultur der Amish People zeigen zu lassen. Die Kinder in der dortigen Schule lernen sogar in Deutsch, aber aus sehr veralteten Schulbüchern. Wir waren ganz schön erschrocken über Inhalt und Stil der Texte in den zur Verfügung stehenden Geschichts- und anderen Unterrichtsbüchern. Von dort fuhren wir nach Upper Arlington zur Holy Trinity Gemeinde, um für den Gottesdienst am nächsten Tag unsere Glocken aufzubauen. Und auch hier kümmerten sich die örtlichen Gastfamilien ganz hervorragend um uns. Einige von uns konnten sogar den Pool für eine abendliche Abkühlung nutzen. Harald und ich lernten an diesem Abend den Unterschied von family room und living room kennen.
5.Tag Upper Arlington:
Gemeinsam mit einem wunderbaren Solosänger gestalteten wir die zwei Gottesdienste am Vormittag musikalisch mit. Nach kurzer Erholungspause, mit Ausprobieren der Orgel und Mittagessen in der örtlichen Mall, spielten wir noch unser Nachmittagskonzert. Anschließend waren wir zum riesigen Buffett, das von allen Gemeindemitgliedern bestückt wurde, eingeladen. Zum Tagesausklang trafen sich alle im Pool einer Gastfamilie und genossen die Erfrischung vor dem Zubettgehen. Es wurde sehr feucht fröhlich.
6.Tag Fahrradtour nach Columbus und Pickerington:
Der Pfarrer von Holy Trinity hatte im Vorfeld in seiner Gemeinde Fahrräder für uns organisiert und so konnten wir am Vormittag unter seiner Führung zu einer Tour nach Columbus starten. Sogar ein Tandem war dabei und einige probierten sich in dem ungewohnten Fahrstil. Trotz des Fahrtwindes war das Fahren bei der Hitze nicht gerade einfach. Die Route bis nach Columbus fernab vom Autoverkehr erinnerte uns an unsere Heimat. Wir landeten vor dem dortigen Football Stadion und kehrten bei North Market, der riesigen Markthalle, für etwas zu Essen ein, um uns für die Rückfahrt zu stärken. Ein Rasensprenger auf halber Strecke zurück verschaffte uns auch noch eine kurze Abkühlung und nachdem wir alle mehr oder weniger erledigt, wieder gelandet waren und zum Abschied ein Eis spendiert bekamen, durften wir uns schon wieder verabschieden und in den Bussen verstauen, um die Weiterfahrt nach Pickerington anzutreten. Im dortigen Konzert hörten uns Jane McFadden und Janet Linker, zwei Komponistinnen von Handglockenmusik, zu. Zum Glück erfuhren wir es erst zum Schluss, sonst hätte uns die Nervosität im Weg gestanden. Ihnen gefiel unsere Interpretation ihres Stück, welches wir im Programm hatten und ein gemeinsames Abschlussbild wollten wir uns nicht entgehen lassen. Bei unseren liebevollen Gastfamilien erholten wir uns über Nacht für die zweite Hälfte unserer Tour.
7.Tag Buckeye Lake und Lancaster:
Wir sammelten uns im Vorraum der Kirche von Pickerington, um vor der Weiterfahrt noch etwas Wifi zu tanken. Auf dem Weg nach Lancaster legten wir einen kurzen Zwischenstopp am Buckeye Lake ein. Matthias komponierte seinerzeit das Handglockenstück „A Summer Evening at Buckeye Lake“ und es war sehr interessant, diesen Ort mal in Natura zu sehen. So langsam machten sich die Strapazen der letzten Tage bemerkbar. Theo und Johanna starteten bereits erkältet in die Reise und nach und nach schwappte der Virus auch auf andere über und machte sich in der Gruppe breit. Eine fiese Bindehautentzündung mit Spreadereffekt setzte sich auch noch obendrauf. Wir deckten uns in der Pharmacy mit Medikamenten ein und versuchten mit Erholungs- und Ruhepausen für die Krankheitsgebeutelten irgendwie weiterzumachen. Auch die Essensvorräte wurden aufgefüllt und mit Vitaminen bestückt und nach Ankunft in Lancaster spielten wir tapfer unser Konzert, trotz mehrerer angeschlagener Mitspieler*innen. Die Kirche in Lancaster erinnerte uns vom Bau und Altarraum zum ersten Mal wieder an unsere Kirchen zu Hause. Es gab sogar einen richtig hohen Kirchturm. Und auch hier wurden wir wieder sehr aufmerksam von unseren Gastfamilien umsorgt.
8.Tag zurück in Cincinnati:
Wir fuhren auf direktem Weg wieder zurück nach Cincinnati, diesmal zur Resurrection Kirchgemeinde. Während die kranke Hälfte sich dort direkt erstmal schlafenlegte, versuchte sich der gesunde Rest an einer Partie „Codenames“, nachdem der Aufbau in der Kirche erledigt war und genoss drinnen einen gechillten Nachmittag vor dem abendlichen Konzert, während draußen ein Sommerplatzregen niederging. In unseren Glocken sammelten wir nach jedem Konzert unsere Spenden und daneben fanden sich auch immer wieder mal ein persönlicher Dank oder etwas Selbstgebasteltes, was uns immer besonders berührte. Und auch in den Kirchgemeinden fanden wir immer kleine Hinweise auf ein gutes Miteinander und Verständnis untereinander, besonders auch im Hinblick auf Kinder. Auch hier meisterten wir unser Konzert trotz der Einschränkungen wirklich gut, dank des Durchhaltewillens und des Zusammenhaltes der ganzen Gruppe. Und anschließend standen wieder tolle Gastfamilien bereit, die uns herzlich willkommen hießen und über Nacht ihr Heim mit uns teilten.
9.Tag Loveland und National Airforce Museum:
Alle waren sehr aufgeregt auf diesen Tag, denn zu unserem nächsten Auftrittsort in Loveland sollten unsere neuen Glocken von Malmark geliefert werden. Und tatsächlich konnten wir nach unserer Ankunft zusammen mit Larry und Cindy, die extra aus Dayton angereist waren, das große C2 und das kleine E8 in Empfang nehmen. Jeder wollte einmal den wundervollen Klang der neuen Bassglocke austesten. Da bis zu unserem Konzert am Abend noch viel Freizeit blieb, machten wir uns anschließend zum Airforce Museum auf und verbrachten eine interessante Zeit in den riesigen und weitläufigen Hallen. Wir konnten durch alte Airforce Ones schlendern, uns in Kampfflugzeugcockpits setzen und viel Wissenswertes von den Schautafeln mitnehmen und sogar ein Luftbild von Gotha aus 1945 entdeckten wir. Mit neuer Glockenunterstützung spielten wir ein tolles Konzert und übernachteten erneut bei sehr gastfreundlichen Familien der Kirchgemeinde.
10.Tag Centerville und West Chester:
Wieder zurück in Dayton spielten wir ein mittägliches Konzert in der Bethany Wohnanlage für Ältere in Centerville und erfreuten damit sehr die vielen dort lebenden Menschen. Einige der Einwohner dort haben deutsche Wurzeln und sprachen uns sogar auf Deutsch an. Larry und Cindy planten zu dieser Zeit gerade ihren Umzug dorthin, um dort ihren Lebensabend zu verbringen, wie sie uns erzählten. Das Konzert wurde per Livestream auch im Haus gezeigt, damit alle daran teilhaben konnten, auch wenn sie keinen Platz im Konzertsaal fanden. Relativ zügig packten wir danach wieder alles zusammen, um nochmal gen Süden nach West Chester zu fahren, wo wir das vorletzte Konzert am Abend spielen wollten. Dort machte sich dann doch Erschöpfung breit und während sich Matthias und Martin am Klavier austobten, ruhte sich der restliche Chor aus, um für den Auftritt wieder fit zu sein. Wir bezogen Quartier bei unseren vorletzten Gastfamilien bevor wir die letzten beiden Nächte bei zum Teil den gleichen Gastfamilien wie zu Beginn unserer Reise verbringen sollten.
11.Tag Kings Island:
Unseren zweiten freien Tag wollten wir traditionell im Vergnügungspark von Ohio verbringen. Trotz angekündigter Rekordhitze an diesem Tag, machten wir uns auf den Weg und hatten das Glück, dass sich aufgrund der gemeldeten hohen Temperaturen weniger Besucher als sonst in Kings Island aufhielten. So konnten die Rollercoaster-Süchtigen unter uns mit ein bisschen koordinierter Organisation alle Fahrattraktivitäten genießen, ohne extrem lang anstehen zu müssen. Ein paar Abkühlungen zwischendurch ließen uns die Hitze halbwegs ertragen und wir kamen zwar völlig erledigt, aber doch sehr zufrieden mit einem schönen Tag zurück zu unseren Gastfamilien.
12.Tag Abschluss in Epiphany, Centerville:
Der vergangene Tag war doch anstrengender, als erwartet gewesen und steckte uns noch schwer in den Knochen, als wir am morgendlichen Gottesdienst in Epiphany mitwirkten. Eine lange und gefüllte Konzertreise mit vielen Stationen, Erlebnissen, Eindrücken und kraftraubenden Krankenepisoden lag hinter uns. Aber zum Abschlusskonzert in Epiphany, waren alle wieder hochkonzentriert und wir spielten ein fantastisches Konzert zum Ende dieser erlebnisreichen Reise durch Ohio. Die Zuhörer waren auch begeistert und wir erhielten neben viel Applaus auch sehr viel Spendengelder, für unsere weitere Arbeit im Handglockenchor, worüber wir uns riesig freuten. Ein absolutes Highlight war das alljährlich stattfindende Musical in Epiphany zu welchem wir vor unserem eigenen Konzert noch eingeladen waren. Wir waren begeistert von der Professionalität der Aufführung „Why we tell the story“ und spendeten viel Applaus. So bliebt uns am Ende des Tages nur noch ein letztes Abschiedsfoto mit Larry und Cindy zu machen, unsere geliehenen Glocken wieder auf Hochglanz zu polieren und uns ein letztes Mal von unseren Gastfamilien umsorgen zu lassen.
13.Tag Abflug Dayton und Ankunft Frankfurt:
Larry ließ es sich nicht nehmen uns auf den Flughafen zu bringen und uns persönlich zu verabschieden. Bei der Gepäckaufgabe im Flughafen war es noch nötig, Lasten auf verschiedene Koffer in unserer Gruppe zu verteilen, da die gekauften Mitbringsel sonst Übergepäck verursacht hätten. Aber nach anfänglichem Chaos, war dann doch alles Gepäck aufgegeben und wir warteten auf unseren Inlandsflug, der uns wie schon auf der Hinreise nach Charlotte brachte. Der dortige Umstieg in den Transatlantikflug gelang ohne Komplikationen und gegen die Zeit flogen wir unserem Jetlag entgegen und landeten früh am Morgen wieder in Frankfurt und wurden dort von unseren Rückfahrern begrüßt. Das Zollprozedere mit unseren zwei neuen Glocken kostete etwas Zeit aber bald darauf saßen wir in den Bussen und ließen uns eingeschlummert zurück nach Gotha kutschieren. Vielen Dank dabei an Mortimer von Rümcker und Kristin Geyer fürs Abholen und die sichere Heimfahrt.